Hungerbergs-Kapelle
Die Kapelle auf dem Hungergerberg hatte als Vorläufer einen Bildstock, der von dem Ehepaar Johannes Massolle und Anna Maria Bungenstock im Jahre 1779 errichtet worden war. Im gleichen Jahr hatten sie eine alljährliche Prozession zum Fest Peter und Paul mit einer Messfeier auf dem Hungergerg gestiftet. Solche Stiftungen erfolgten durch eine Geldspende an die Kirche, mit deren Annahme dann eine bestimmte Verpflichtung verbunden war. Der Bildstock stand auf der höchsten Stelle des Hungerberges an der Westseite des jetzigen Plateaus und wies eine Nische zum Absetzen des „Sanktissimus“, der Monstranz mit der konsekrierten Hostie während der Messfeier auf. In der Nische war ein hölzernes Halbrelief der Apostel Petrus und Paulus angebracht, das sich heute im Sitzungssaal des Pfarrheimes befindet.
Im Jahr 1833 baute dann der preußische Staat auf dem Hungerberg die Station Nr. 30 der optischen Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz. Als sie im Jahre 1848 bereits wieder aufgegeben wurde, entstand in Vörden der Wunsch, hier eine Kapelle zu errichten. Die Stadt erwarb das Gelände für 10 Taler, jedoch ging das Gebäude selbst über eine Versteigerung zum Abbruch an Isaak Marienthalund den Dachdecker Müller, beide aus Nieheim. Es bildete sich dann ein Bauverein, der in Vörden wie in den umliegenden Orten Spenden sammelte. So konnte schon 1851 auf den Grundmauern der Telegrafenstation die Peter-und-Pauls-Kapelle errichtet werden. Sie wurde mit einem Altar sowie mit Bänken ausgestattet. Der damalige Inhaber der Burg Vörden, Guido von Haxthausen, stiftete einen Turm als Dachreiter mit einer Glocke.
Den hölzernen Altar schuf der Tischler Johann Weber, dessen Vater 1834 das große gotische Kreuz nach Vörden geholt hatte. In der Mitte befand sich ein Gemälde „Christus am Ölberg“, das wahrscheinlich aus dem Kloster Marienmünster stammte. Den Altar ersetzte man 1919 durch einen anderen, weil er durch Nässe sehr gelitten hatte. Dieser bis heute vorhandene Altar trägt das Wappen des Abtes Augustinus Müller von Marienünster, der von 1682 bis 1712 im Amt war. Der demnach rund 300 Jahre alte Altar wurde 1919 vom damaligen Dechanten Jacobi aus Marienmünster der Kapelle geschenkt. Er hatte in Marienmünster ausrangiert in irgendeiner Ecke gestanden, soll aber ursprünglich aus der Hooge-Kapelle zwischen Marienmünster und Münsterbrock stammen. Der Altar erhielt einige zierende Zusätze an den Seiten und oberhalb der Säulen sowie eine Konsole vor dem Bild nach Entwürfen des Paderborner Dombaumeister Matern. Aus dem Altargemälde wurde ein kleiner, angeblich scheußlicher Engel beseitigt, der das Schweißtuch der Veronika trug. Auch erneuerte man die übrige farbliche Gestaltung. Ersetzt wurden auch die hölzernen Figuren des hl. Markus und der hl. Theresia durch die des hl. Antonius und des hl. Josef. Letztere waren 1741 von den Eheleuten Adam Borgers (auch Borchers geschrieben) und Anna Katharina Meyer als Kopien von entsprechenden Statuen in Marienmünster gestiftet wroden und hatten in der alten Kirche gestanden. Für die Vorgänger-Statuen ergab ein Gutachten, dass ihr geringer künstlerischer Wert eine aufwendige Renovierung nicht lohnte.
Im Jahre 1928 beging man die 150. Wiederkehr der Stiftung der Prozession zum Peter- und Pauls-Tag. Zu diesem Anlass erfolgtee eine gründliche Renovierung der Kapelle. Der schadhafte Putz wurde erneuert, der Boden mit Solnhofener Platten belegt, der Kapellenvorbau vergrößert und der Altarunterbau neu erstellt. Auch die vier Fenster erfuhren eine Erneuerung. Die gesamte Kapelle erhielt eine neue Ausmalung und auch neue Seitenaltäre. Die 13. Kreuzwegstation, die bis dahin hinter der Kapelle gestanden hatte, bekam ihren jetzigen Platz an der rechten Seite unter dem Vordach. Neben dem Altar wurden Figuren der Apestelfürsten Petrus und Paulus aufgestellt, die der aus Vörden stammende Zimmermeister Wilhelm Hecker aus Bochum gestiftet hatte. Der Verbleib der alten Figurn von 1741 ist unbekannt.
Im folgenden Jahr 1929 wurde bei der Prozession zu Peter und Paul erstmals die heilige Messe unter dem Vordach gefeiert. Für die damalige Zeit ungewöhnlich stand der Priester dabei mit dem Gesicht zu den Gläubigen. Den Altar, der bis heute benutzt wird, hatte ebenfalls der Zimmermeister Hecker gestiftet. In aller Regel wurde der Gottesdienst bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein als Pontifikalamt mit drei Priestern am Altar gefeiert. Die Predigt erfolgte von einer tranportablen Kanzel aus, die ein Stück von der Kapelle entfernt aufgestellt wurde. Der Platz vor der Kapelle war aufgrund der Teilnahme von Bewohnern auch der umliegenden Dörfer dann stets voller Menschen.
Im Jahre 1992 musste das aus Sollingerplatten bestehende Dach der Kapelle einschließlich des kleinen Dachturmes erneuert werden. 1995 wurde der Innenraum renoviert und vom neuen Hochbehälter am Hungerberg aus – maßgeblich in Eigenleistung von Pfarrmitgliedern – eine Stromleitung zur Kapelle verlegt. Das bis dahin in der Kapelle hängende hölzerne Relief der Apostel Petrus und Paulus, das noch aus dem 1779 erbauten Bildstock stammt, erfuhr ebenso eine Restaurierung wie ein Bildnis des hl. Kilian. 2001 besserten Schützenbrüder den Außenputz der Kapelle aus und versahen ihn mit einem neuen Anstrich.
In der Fastenzeit vor Ostern gehen viele Gläubige und Kommuniongruppen den Hungerberg hinauf und beten an den Kreuzwegstationen. Ein besonderes Highlight für die Kommunionkinder ist die anschließende Besichtigung der Hungerbergskapelle und das Läuten der Glocke.
Anläßlich des Schützenfestes in Vörden an „Peter und Paul“ (29. Juni) zieht die Gemeinde in einer großen Prozession den Hungerberg hinauf und feiert dort vor der Kapelle die Hl. Messe.
In der Advents- und Weihnachtszeit kann man seit 2008 eine Krippe in der Kapelle besichtigen.
Seit 2016 möchte die Pfarrgemeinde die unter Denkmalschutz stehende Hungerbergskapelle renovieren lassen, aber leider ist bis jetzt noch nichts geschehen. Warten wir mal auf ein Wunder…