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Pfarrkirche St. Kilian in Vörden © K. Föckel

Die erste Kirche an der heutigen Stelle wurde in den Jahren 1319 bis 1324 errichtet, als das nahe Kloster Marienmünster den ihm gehörenden Ort Vörden (tom Vorde) zur Stadt ausbaute. Von dieser Kirche ist der Turmunterbau erhalten. Über dem Turmeingang berichtet eine lateinische Inschrift von einer Renovierung der Kirche im Jahre 1576. Wahrscheinlich sind damals Kirchenschiff und Chor zumindest teilweise erneuert worden. 1738 ersetzte man das bis dahin vorhandene Satteldach des Turmes durch den hoch aufragenden Barockhelm, der seitdem die Silhouette Vördens bestimmt.

Kirche bis 1899

Am Ende des 19. Jahrhunderts war der bauliche Zustand der Kirche wiederum sehr schlecht. Und da auch deren Größe der gewachsenen Einwohnerzahl längst nicht mehr entsprach, entschloss man sich zu einem Neubau unter Beibehaltung des Turmes. Die alte Kirche wurde 1899 abgebrochen und die neue 1901 geweiht.

Wie die nebenstehenden Fotos ausweisen, ist beim Neubau das Hauptschiff auf den alten Fundamenten neu errichtet worden. Durch ein Querschiff erfuhr die Kirche eine deutliche Vergrößerung und erhielt mit dem vorgesetzten Chorraum einen jetzt kreuzförmigen Grundriss.

An den Außenwänden sind zwei Gegebenheiten mit geschichtlichem Bezug einer besonderen Erwähnung wert, nämlich die bereits angesprochene Inschrift von 1576 über dem Turmeingang und die an der Ostseite der Sakristei angebrachten Grabplatten. Die Turminschrift lautet übersetzt:

Zur Ehre Gottes und der Jungfrau Maria als Patronin und zu Diensten der Vördener Bürgerschaft ist dieses Gotteshaus unter dem Abt Laurentius, dem Pastor Hermann Hoppenberg, dem Drosten Haxthausen, dem Bürgermeister Konrad Kienen, den Räten Gottfried von Bach und Peter Dietrich renoviert worden 1576.

Kirche ab 1901

Die Grabplatten stammen von Gräbern aus der alten Kirche oder auch vom früheren Friedhof um die Kirche. Sie sind zum Teil durch spätere Verwendungen als Altarplatten oder Treppenabsätze beschädigt. Besonders interessant ist die zweite Platte von rechts. Die lateinische Inschrift lässt sich unter ergänzender Heranziehung der Todeslisten im Kirchenbuch übersetzt wie folgt lesen:

Im Jahre 1674 starb im Herrn der wohlachtbare und um die Gemeinde verdiente Bürgermeister Georg Sagel, seines Alters 66 Jahre am 2. Mai. Die Bürgerschaft. Er ruhe in Frieden.

Bis zur Auflösung des Klosters Marienmünster zugunsten des preußischen Staates im Jahre 1803 waren die Vördener Pfarrer stets Mönche des Klosters Marienmünster. Sie wohnten im Kloster und seit 1606 auch zeitweilig im „Mönchehof“ innerhalb der Stadt. 1808 errichtete der preußische Staat als Rechts- und Pflichtennachfolger des Klosters Marienmünster ein neues Pfarrhaus neben dem jetzigen Kump, das aber 1857 abbrannte und dann auf einem ebenfalls durch den Brand geräumten Platz neben der Kirche erbaut wurde.

 

Rätsel um den Kirchenpatron

Hl. Kilian © K.Föckel

Die heutige Kirche ist dem hl. Kilian geweiht. Das Patronatsfest feiern wir am 8. Juli.

Der hl. Kilian war im 7. Jahrhundert als Missionar aus Irland ins Frankenland gekommen und starb dort als Märtyrer. Er ist Patron des Bistums Würzburg. Da nach der Gründung des Bistums Paderborn im Jahre 806 zunächst Missionare aus Würzburg die Christianisierung der hiesigen Bevölkerung betrieben, weihten sie an bevorzugten Stellen neu erbaute Kirchen dem hl. Kilian. Für die Vördener Kirche an dieser Stelle ist aber noch in der zitierten Turminschrift aus dem Jahre 1576 die Jungfrau Maria als Patronin ausgewiesen. St. Kilian wird erstmals 1650 als Nebenpatron genannt und gilt spätestens ab 1800 als alleiniger Kirchenpatron, wie eine Widmung auf einer in dem Jahr gegossenem Glocke bezeugte. Eine Erklärung für den Wechsel könnte eine mündliche Vördener Überlieferung geben, wonach die erste hiesige Kirche im nord-westlichen Teil des heutigen Burggeländes gestanden hat und dem hl. Kilian geweiht war. Die dort beim Bau des Pferdestalles um 1850 aufgefundenen Gräber könnten diese Überlieferung stützen.

 

Die Innenraumgestaltung

Die Kirche innen © K.Föckel

Das Kirchenschiff ist durch eine glatte hölzerne Tonnendecke abgeschlossen, während das Querschiff eine flache Holzdecke mit sichtbaren tragenden Balken aufweist. Der Chor ist als gotisches Gewölbe mit Fünf-Achtel-Schluss ausgebildet. Von der rechten Chorseite aus führt eine Tür zur Sakristei. Rechts vom Turmeingang befindet sich die frühere Taufkapelle, die seit der Liturgiereform durch das 2. vatikanische Konzil (1962 bis 1965) als Marienkapelle dient. Die Kirche wies ursprünglich, wie auch schon die Vorgängerkirche, neben dem Turmeingang zwei Seiteneingänge auf. Der südliche Seiteneingang wurde 1928 durch zwei außen vorgelagerte Grotten geschlossen. Man betrat sie von innen durch den ehemaligen Kircheneingang. Sie enthielten eine Darstellung Marias mit dem toten Jesus (Pieta) und eine Szene „Jesus betend am Ölberg“. 1970 wurden beide Grotten beseitigt und der Eingang vermauert.

 

Die Orgel

Die Orgel © K.Föckel

An der Turmseite befindet sich die Orgelempore mit weiteren Sitzbänken. Der Zugang erfolgt über eine Wendeltreppe, die sowohl von außen wie auch vom Innenraum des Turmes her betreten werden kann. Im Gewölbe des Turmraumes sind an der Decke noch die drei Öffnungen für die Glockenseile sichtbar. Heute werden die Glocken elektrisch geläutet.

Bereits 1678 ist eine Orgel erwähnt. Die jetzige Orgel wurde im Jahre 1990 unter Verwendung vorhandener Pfeifen von Vorgängern durch die Orgelbaufirma Stockmann aus Werl neu gestaltet. Sie hat 22 Register, die von zwei Manualen aus gespielt werden. Zwischen 1931 und 1953 war die Orgel auf dem Kirchenboden über dem rechten Seitenschiff aufgestellt. Der Schall trat durch eine große Deckenöffnung in den Kirchenraum ein.

 

Die Fenster

Die heutigen Fenster sind sämtlich im Zusammenhang mit dem Kirchenneubau im Jahre 1901 von der Hannoveraner Glasmalerei Henning & Andres gefertigt worden. Die beiden farbigen Fenster im Längsschiff stellen den hl. Petrus (links) und den hl. Paulus dar. Petrus und Paulus sind die Patrone der Vördener Schützenbruderschaft.

Das Fenster im linken Querschiff zeigt den hl. Liborius, den Patron der Erzdiözese Paderborn, und die im „freudenreichen“ Rosenkranzgebet angesprochenen Szenen, von links unten im Uhrzeigersinn: Maria empfängt vom Heiligen Geist, Begegnung Marias mit Elisabeth, Geburt Christi, Darstellung im Tempel, Jesus lehrt im Tempel. Im Fenster gegenüber sind der hl. Kilian sowie die Szenen aus dem „schmerzhaften“ Rosenkranzgebet dargestellt: Jesus betet am Ölberg, Geißelung Jesu, Dornenkrönung, Kreuztragung, Tod am Kreuz.

Die Chorfenster zeigen die Szenen des „glorreichen“ Rosenkranzes, links unten die Auferstehung Jesu und darüber seine Himmelfahrt. Im Fenster hinter dem Altar ist – teils verdeckt – die Herabkunft des Heiligen Geistes zu sehen. Das rechte Fenster zeigt oben die Himmelfahrt Mariens und unten ihre Krönung. Das mittlere Fenster wurde 1930 zugemauert und erst 1986 wieder geöffnet.

Die Kerzenhalter an den Wänden markieren die Weihestellen der Kirche im Jahre 1901. Die 14 Reliefdarstellungen des Kreuzweges Jesu im Längsschiff und unter der Orgelempore wurden 1939 in der Bildhauer-Werkstatt Mormann in Wiedenbrück gefertigt. Die Kosten konnten durch Spenden von Vereinen und Privatpersonen aufgebracht werden.

 

Der Hauptaltar

Der Hauptaltar der Vördener Kirche wurde im Auftrag des Gottschalk von Haxthausen, dem damaligen Inhaber der Burg Vörden, vom Osnabrücker Bildhauer Adam Stenelt aus Baumberger Sandstein im Stil der Spätrenaissance gefertigt und 1612 aufgestellt. Gottschalk erlebte die Fertigstellung aber nicht mehr, denn er starb bereits am 11. Juni 1610, wie beiderseits des Tabernakels geschrieben steht.

Ursprünglich hatte der Altar einen hölzernen Unterbau und auch einen Tabernakel aus Eichenholz. Der jetzige Unterbau und Tabernakel wurden 1901 von der Werkstatt Anton Mormann in Wiedenbrück in Anlehnung an den vorhandenen Stil aus Baumberger Sandstein erstellt.

Der Altar weist fünf figurenreiche Bildtafeln mit Szenen aus dem Leben Jesu auf. In der Mitte über dem Tabernakel ist das letzte Abendmahl dargestellt. Aufgrund der 58 cm breiten aber 87 cm hohen Tafel sitzt Jesus ungewöhnlicherweise an der Schmalseite des Tisches. An der rechten Altarseite ist die Kreuztragung und an der linken die Kreuzigung dargestellt. Über der Abendmahlszene sieht man die Geißelung Jesu und darüber die Geburt im Stall von Bethlehem. Auch diese Darstellung in Kreisform ist eine Seltenheit. Der Altar ist bekrönt durch eine Statue Mariens mit dem Jesuskind auf dem Arm im Strahlenkranz. Unter den von Säulen getragenen Baldachinen sind Statuen der Apostel Petrus und Paulus zu sehen. Die kleineren stehenden Figuren oben neben der Geburtsdarstellung könnten die Heiligen Liborius und Kilian darstellen.

Der Zelebrationsaltar und die Chorschranken

Nach den Beschlüssen des 2. vatikanischen Konzils sollte der Priester die hl. Messe den Gläubigen zugewandt zelebrieren. Der dazu erforderliche Zelebrationsaltar vorn im Chorraum wurde ebenso wie die seitlichen Chorschranken aus Teilen der früheren neubarocken Kommunionbänke gefertigt.

 

Der Taufstein

Im künstlerischen Rang mit dem Hauptaltar vergleichbar ist der Taufstein aus dem Jahre 1615 ebenfalls im Stil der Renaissance. Über die Werkstatt liegen keine Informationen vor. Er dürfte aber nicht aus derselben Werkstatt wie der Hochaltar stammen. Eher ist an eine Herstellung durch die Paderborner Werkstatt des Heinrich Gröninger (1578 bis 1631) zu denken.

Der 1,05 Meter hohe und 0,61 Meter Durchmesser aufweisende Stein ist achteckig und im Aufbau pokalförmig gestaltet. Über dem Fuß tragen acht geflügelte Engel die bildlichen Darstellungen. Ja zwei Seiten des Achtecks sind zu einem Bildfeld zusammengefasst, auf der jeweils einer der vier Evangelisten dargestellt ist. Sein Name ist auf dem Sockel genannt. Durch die Darstellung „über Eck“ wirken die Figuren besonders plastisch. Die vier anderen Ecken des Taufsteins sind mit Karyatiden (Menschen in der Funktion als Säulen) besetzt. Die ionischen Kapitelle über den Köpfen scheinen den Rand zu tragen. Der hölzerne Deckel mit der Adlerbekrönung stammt wohl aus der Werkstatt Mormann um 1900.

 

Der Kreuzaltar

Das Kreuz an der rechten Querschiffwand ist das älteste Kunstwerk der Kirche. Der ca. zwei Meter große Korpus aus Lindenholz wird in das 14./15. Jahrhundert datiert. Er soll ursprünglich aus der Minoritenkirche in Höxter stammen und in der Reformationszeit in eine Dorfkirche nahe Höxter gelangt sein. Dort entdeckte sie 1834 der auch bildhauerisch tätige Vördener Tischler Friedrich Weber auf dem Kirchenboden. Es fehlten allerdings die Arme, die von Friedrich Weber und seinem Sohn Johann ergänzt wurden. Das Kreuz war dann außen an der Nordseite der Vördener Kirche unter einem Schutzdach angebracht und diente als Grabkreuz für die dort ruhenden Eltern des Friedrich Weber. Im Zuge des Kirchenneubaus schenkte der Enkel des Friedrich Weber, Heinrich Weber, das Kreuz der Kirchengemeinde. Es erhielt den heutigen Platz. Die Arme wurden von der Firma Mormann neu gestaltet, die auch die jetzigen Kreuzbalken anfertigte.

 

Der Marienaltar

Der neubarocke Marienaltar im linken Seitenschiff wurde 1924 vom Freiherrn Guido von Haxthausen der Kirche gestiftet und wahrscheinlich auch in Wiedenbrück gefertigt. Er besteht aus Lindenholz. Die Gemälde schuf 1927 der Kunstmaler Josef Hunstiger aus Paderborn. Das obere zeigt die Ermordung des heiligen Kilian. Das Hauptgemälde stellt Maria mit dem Jesuskind über Vörden schwebend dar. Zwischen den Gemälden ist das Wappen der Familie von Haxthausen angebracht, die schräg gestellte silberne Wagenflechte im roten Feld.

 

Wandfiguren

Die in der Kirche befindlichen Wandfiguren sind mit einer Ausnahme erst Werke des 20. Jahrhunderts. Die Ausnahme bildet die barocke hölzerne Figur des hl. Kilian am linken Gewölbebogen. Sie wurde wahrscheinlich 1741 vom Ehepaar Borgers zusammen mit anderen Figuren gestiftet. Allerdings ist dem hl. Kilian im Laufe der Zeit das Zeichen seiner Märtyrerschaft abhanden gekommen, nämlich der Palmzweig, den er in seiner linken Hand hielt. Die Einstecköffnung ist dort deutlich zu sehen.

Gegenüber der Kiliansfigur steht die der heiligen Agatha, der Schutzpatronin gegen Feuer. Ferner befinden sich im Längsschiff die Figur des hl. Josef (links) und eine Herz-Jesu-Statue.

 

 

 

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